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Manchmal hilft es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen

Vertigo – Schule und Ausbildung

Raum für Menschlichkeit und echte Bindung

Luciana hat viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet. Doch etwas fehlte: Raum für Menschlichkeit, Raum für echte Bindung. Als sie zufällig auf ein Inserat stiess, dass das Vertigo eine «Gastroperle» suche, wurde sie neugierig und fand viel mehr als nur einen neuen Job im Service. Im Vertigo, eine Ausbildungsstätte für Jugendliche, bringt Luciana heute nicht nur Getränke an die Tische, sondern zeigt den Jugendlichen durch ihr eigenes Beispiel, dass auch Umwege zum Ziel führen können. Und, dass es okay ist, sich erst zu finden. Im Interview erzählt die 36-Jährige ehemalige Zirkusartistin, welche Werte aus ihrer Vergangenheit sie heute noch prägen und voranbringen.
Erinnerst du dich noch an deinen ersten Tag im «Vertigo»?

Für mich war es speziell, diesen Ort zu finden. Das Zwischenmenschliche lag mir schon immer sehr am Herzen. In der Gastronomie steht das nicht immer an der obersten Stelle. Ich habe mich schon lange nach einem Ort gesehnt, der beides verbindet und das habe ich hier gefunden. Ich war an meinem ersten Tag aufgeregt, aber auch enthusiastisch. Das Ambiente, die Leute, ich habe mich sehr schnell willkommen gefühlt und konnte mich gut integrieren.

Wie würdest du das Verhältnis zu den Jugendlichen in deinem Bereich beschreiben?

Ich arbeite vor allem mit den Jugendlichen zusammen, die in der Küche ausgebildet werden. Das sind aktuell fünf Personen. Gemeinsam gehen wir Hand in Hand in die gleiche Richtung und sind füreinander da. Die Jugendlichen sind bei uns, weil sie es nicht so leicht haben im Leben. Ich habe sehr viel Empathie für sie. Auch ich hatte eine ungewöhnliche Teenie-Zeit und kann ihre Situation deshalb oft gut nachfühlen.

Clownnase
«Manchmal hilft es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, um herauszufinden, welche sich richtig anfühlt.»
Wie hast du deine Teenie-Zeit verbracht?

Schon als kleines Kind bin ich in die Kinderzirkusschule Robinson gegangen habe dort alle Disziplinen des Zirkus gelernt. Das hat mir sehr gefallen. Als ich älter wurde, habe ich meinen Weg im Zirkus weitergeführt. Ich war auf Zirkus-Conventions und habe viel Strassenzirkus gemacht. Somit habe ich keinen traditionellen oder klassischen Werdegang. Ich habe nie eine Ausbildung absolviert. Das hole ich erst jetzt mit 36 Jahren nach. Dennoch kann ich sagen, dass der Zirkus mich sehr gut auf das Leben vorbereitet hat.

Welche Werte hat dich deine Zirkus-Vergangenheit gelehrt?

Man lernt das Miteinander, Verständnis und Respekt. Man lernt Zusammenhalt, Ausdauer, Geduld und Mut. Und vielleicht ist Mut sogar das Wichtigste: Mut, vor Leute zu stehen und etwas zu zeigen. Sich Dinge zu trauen, die man sich gestern nicht getraut hätte. Mut, auch mal einen Fehler zu machen und dann stolz zu sein, dass man es sich trotzdem getraut hat.

Luciana

Was noch?

Über sich selbst lachen. Ich denke, das kann eine riesige Stärke sein. Man muss seine eigenen Schwächen kennen und sie akzeptieren. Aber wenn man über sich selbst lachen kann, dann ist es egal, wenn andere über einen lachen.

Wie möchtest du deine Vergangenheit mehr in deinen Alltag im Vertigo integrieren?

Vor Kurzem habe ich einen Zirkuspädagogik-Kurs absolviert. Ich möchte gerne einen Weg finden, Jugendlichen einige der Werte und Werkzeuge, die ich in meiner Zirkus-Vergangenheit lernen durfte, mit auf den Weg zu geben. Ich bin sicher, dass sie sehr davon profitieren würden.

Einblicke

25 Jahre —
in persönlichen Geschichten